Optik und Akustik
Paul Henze legte großen Wert auf das äußere Erscheinungsbild des Motors. So hat er die Optik und die Akustik des Motors besonders perfektioniert.
Um den Motor, welcher eigentlich selten zum Vorschein kam, für das Auge ansehnlich zu machen, wendete Paul Henze viel Zeit und Mühe auf. Er war von der Gestaltung des Motorengehäuses mit den Anbauteilen derart eingenommen, daß er sogar vermeidbare Konstruktionsmängel in der Mechanik in Kauf nahm. Der Motor durfte durch keinerlei Kanten verunstaltet sein, alle Ecken mussten geschmeidig abgerundet werden. Der Schriftzug „Steiger“ durfte am Motorblock natürlich nicht fehlen.
Paul Henze war ein sehr musikalischer Mensch. Es war ihm darum sehr wichtig, daß der Auspuff einen bestimmten Klang bekam. So wurden Versuche angestellt, um den Klang des Steigers zu kreieren. Form und Durchmesser sind hierbei ausschlaggebend. Älteren Mitbürgern, denen die Steigerfahrzeuge noch als Alltagsfahrzeuge bekannt sind, ist der besondere „Sound“ heute noch in Erinnerung. Der markante Gesang der Motoren war ein unverwechselbares „Zwitschern“, das bei der Reduzierung der Gaszufuhr auftrat. Diese Resonanzerscheinung resultierte aus dem Verhältnis des Ansaugtrakts zum Auspuff. Deutlich sichtbar war sogar ein blauflämmiges Züngeln an den Endrohren des Auspuffes. Unvergesslich war es, so berichteten Zeitzeugen, wenn während der Fahrt die Auspuffklappe - Klappe zwischen Auspuffkrümmer und Schalldämpfer - geöffnet wurde. Die Steigerwagen mit 2,6 Liter bzw. bis zu 3 Liter Hubraum wurden dann zu akustischen Ungeheuern.
Alle Konstruktionen entstand zunächst am Reisbrett, das einzige elektrische hier ist die Beleuchtung.
Polizeilich war zur damaligen Zeit nur erlaubt, diese Auspuffklappe außerhalb geschlossener Ortschaften zu öffnen. Das Öffnen war notwendig, weil dadurch eine vorzeitige Verharzung des Schalldämpfers verhindert werden konnte. Ursache dafür war der damalige ölige und qualitativ minderwertige Treibstoff.
Hier ein klassisches Beispiel für eine riskante Konstruktion zugunsten eines übertriebenen Sinns für Optik: Um einen möglichst kurzen Motor zu bauen, verzichtete Paul Henze auf ein wichtiges Kurbelwellenlager zwischen dem zweiten und dritten Zylinder. So hatte der Motor mit seinem extremen Langhub und hohen Drehmoment nur zwei Lagerpunkte an den Enden der Kurbelwelle. Diese riskante Konstruktion kostete Henze einige Kurbelwellen, die entweder abrissen oder sich verformten. Paul Henze war als sehr eigenwilliger Konstrukteur bekannt, deshalb weigerte er sich auch, ein weiteres Lager einzubauen. Er entschloss sich dann, die Kurbelwelle an einem Stück in einer massiveren Ausführung zu schmieden. Eine elementare Kinderkrankheit der ersten Motoren war behoben!
Der letzte Steigermotor heute, links die "Vergaserseite" rechts die "Auspuffseite".
Die zur linken Seite der Motorhaube herausgeführten vernickelten Auspuffrohre waren ebenfalls ein technischer Blickfang. Nebenbei bringt diese Art der Führung von Auspuffrohren den Vorteil der strömungsgünstigen Ableitung der Auspuffgase mit sich.
Bei den ersten Fahrzeugen wurde der Auspuff im Motorraum direkt nach unten geführt. Unten wurde der Krümmer über die Auspuffklappe in den Schalldämpfer bis zum Heck des Fahrzeuges geführt. Auf dem Bild unten ist der Krümmer rechts zu sehen welcher platzsparend im Motorraum verbaut wurde.
Ob Mercedes oder Horch Vorbild für die offene Auspuffführung mit außen liegenden, teils flexiblen Krümmerrohren war ist Spekulation.
Wohl eines der ersten Fahrzeuge mit nach außen geführten Krümmerrohren. Hier sind es vier Rohre welche aus dem Motorraum treten. Später wurden nur noch zwei Rohre verbaut, was natürlich deutlich billiger ist.
Im Ersatzteilkatalog ist die genaue Form des Auspuffes am besten dargestellt. Das Teil 2998 ist der Auspuffstutzen an den die beiden flexiblen Rohre (2974 und 2975) angebracht sind. Hier nun auch deutlicher zu erkennen die Auspuffklappe (Z2991)
Bei Rennfahrzeugen wurde nicht unbedingt auf die Optik geachtet. Hier war es wichtig, das die Auspuffgase schnell und ungebremst den Motor verlassen.