Die ersten
Steiger-Fahrzeuge
Der erste Steiger-Prototyp
wurde während des I. Weltkrieges im November 1917 fertiggestellt. Die ersten
Fahrzeugserien hatten noch den gewölbten, schlanken Spitzkühler. Walther Steiger
soll diesen zwar akzeptiert, aber nie Gefallen an ihm gefunden haben.
Der aus Dietenheim
stammende Karosseriebauer Hans Neuer, der in Wiener-Neustadt bei der Firma ÖFFAG
arbeitete, wurde 1921 auf die Firma Steiger aufmerksam und wechselte über. Hier
entwickelte Hans Neuer zunächst den moderneren eckigen Spitzkühler. Der neue
Messingkühler verlieh dem Fahrzeug ein sportlicheres und eleganteres Aussehen.
Gleich- zeitig war der Spitzkühler ein unverwechselbares Markenzeichen mit
seinem oben vorstehenden dreieckigen Spitz und der Steiger - Kühlerfigur.
Die runde Kühlerfigur zeigt
einen Steinbock der an einem Fels aufsteigt. Um ihn herum ist der Schriftzug
„DER STEIGER“ angebracht Dieser Steinbock stammt aus dem Familienwappen der
Familie Steiger.
Fahrzeuge anderer Hersteller aus der damaligen
Zeit wurden häufig verwechselt, da das „Gesicht“ bzw. das „Profil“ des Kühlers
sehr schlicht gehalten war. Die Optik des Steigerwagens war jedoch
derart markant, daß die Wagen sogar auf schlechten Fotoaufnahmen zu
identifizieren sind.
Die ersten Fahrzeuge waren
nur mit einer Hinterradbremse versehen. Die Übertragung vom Bremspedal zur
Trommelbremse an den Hinterrädern wurde mit Seilzügen bewältigt. Die Handbremse
wirkte auf eine Bremstrommel, welche im Kardan in unmittelbarer Nähe des
Getriebes integriert war.
Im Werk wurden auch Versuche mit Bremsbelägen aus
Messing gemacht. Auf dem Prüfstand sollen diese hervorragende Ergebnisse
geliefert haben. In der Praxis stellte sich die neue Idee jedoch als Flop
heraus, denn die Messingbeläge waren sehr anfällig für Staub, Schmutz und
Wasser. Ab dem Jahr 1920 wurden die Fahrzeuge auf Wunsch mit Vierradbremse
ausgerüstet. Der ehemalige Steigermitarbeiter Adelbert Moll aus Düsseldorf
berichtete von den Problemen, die sich bei der Umrüstung auf vier Bremsen
ergaben: Um
eine optimale Bremswirkung zu erzielen, sollten
die Vorderräder etwa zwei Drittel und die Hinterräder etwa ein Drittel der
Bremswirkung haben. Bis dies herausgefunden wurde, verging einige Zeit. Das
größte Problem war jedoch, die
Hebelwege genau zu dimensionieren. Ein zeit-
genössisches Phänomen bildete der kürzere Bremsweg des Wagens, der zwar für den Fahrer samt Insassen und die vorausfahrenden
Verkehrsteilnehmer von Vorteil war,
jedoch den Radfahrern, die in der Regel zu
dicht auffuhren, zum Verhängnis wurde. Walter Bossert, Sohn eines der ersten
Steigerkunden, berichtete: Die Ulmer Autofahrer
entschlossen sich, Fahrzeuge die eine
Vierradbremse hatten, durch ein rotes Dreieck am Heck des Fahrzeuges zu
kennzeichnen. Dies wies Radfahrer auf den kurzen Bremsweg hin und half, ein
Auffahren zu vermeiden.
Die Version mit
Vierradbremse ging ab 1924 in Serie. Ganz im Sinne der damaligen
Firmenphilosophie, durch sportliche Wettbewerbe neue Kunden zu gewinnen, galt es
den Standard-Motor 10/50 PS entsprechend zu
modifizieren. Meist wurden die Zylinderbohrungen von 72 mm auf 75 mm bzw. 76 mm
aufgebohrt. Das Ergebnis war eine Leistungssteigerung um ca. 5 bis 15 PS. Die
erweiterte Bohrung vergrößerte den Hubraum auf 2,8 Liter für den 11/55 PS. Die
extremere Aufbohrung auf 76 mm ergab einen Hubraum von 3,0 Litern. Dies war der
Rennmotor vom Typ 12/70 PS, der
schließlich die Steiger-Sportwagen berühmt
machte.