Die Familie Steiger
Aus dem Steigerbuch 2. Auflage
Die Wurzeln der seit dem 13. Jahrhundert bekannten Familie Steiger liegen im schweizerischen Städtchen Flawil. Der kleine Ort im Untertoggenburg ist ca. 20 Kilometer von der Kantonshauptstadt St. Gallen entfernt und hat heute etwas über 10.000 Einwohner. Urkundlich erwähnt wurde Flawil erstmals im Jahr 858.

Zwei der schönsten Häuser der Ortschaft stammen aus der Mitte des 18. Jahrhunderts und sind in Rokoko-Manier üppig bemalt. Das Ensemble steht am Bärenplatz - links Haus Kühnis und rechts das Kommandant-Steiger-Haus. Aus beiden Häusern sind bekannte Steiger-Familien hervorgegangen.
     

Die beiden Steiger-Häuser, in Flawil, Kanton St. Gallen. Steiger-Stube, Historisches -Museum St. Gallen.

Ein Teil der Einrichtung des großen Steiger-Hauses ist seit 1907 im Historischen Museum St. Gallen ausgestellt, die sog. Steiger-Stube aus dem zweiten Stock des Gebäudes. Dieses an mit biblischen Szenen bemalten Wand- und Deckenvertäferungen reich ausgestattete ehemalige Wohnzimmer zeugt von Bürgerstolz und relativem Wohlstand. Die Vorfahren der Familie Steiger waren überwiegend im Weber- und Schmiedehandwerk tätig, später waren aber auch evangelische Pfarrer, Schriftsteller und Künstler darunter. Der Firmengründer Johann Ulrich Steiger wurde am 10. April 1837 in Flawil geboren. Auf seinen ersten Vornamen verzichtete er wohl, denn in sämtlichen Publikationen wird er Ulrich Steiger genannt, so dass nunmehr von Ulrich Steiger sen. die Rede sein wird. Die Eltern von Ulrich Steiger sen. siedelten bereits 1840 nach Weißenau bei Ravensburg über, um dort eine kleine Weißwarenweberei zu eröffnen.  
Familie Steiger im Jahr 1902. Reihe hinten: Otto, Robert, Ulrich, Walther.
Reihe vorn: Oskar Steiger, Mutter: Maria Steiger, geb. Stetter, Vater: Ulrich Steiger
Das anlässlich der Goldenen Hochzeit von Ulrich und Maria Steiger entstandene Foto stammt aus dem Nachlass der Familie.


Nach dem Ulrich Steiger sen. (hier rechts im Bild) das väterliche Weberhandwerk mit der Meisterprüfung abgeschlossen hatte, kehrte er zunächst in die Schweiz zurück, um sich zusätzlich im Schlosserhandwerk ausbilden zu lassen. Als Schweizer Staatsbürger hatte er dort auch den Militärdienst abzuleisten.

Nach einigen Jahren kam er wieder ins Schwabenland zurück und eröffnete in Wain eine Handweberei.
Der kleine Betrieb befriedigte den strebsamen Mann jedoch nicht. So wurde als Standort für eine größere Feinweberei Ulm-Söflingen ausgewählt. Mit dem Texttilhandelsreisenden und nachmaligen Kommerzienrat Albert Deschler und Franz Xaver Schlaepfer gründete Ulrich Steiger sen. am 1. Januar 1868 die Weberei. Im Juli 1868 zog er mit seiner Familie nach Ulm-Söflingen.
Der Gesellschafter Schlaepfer schied nach kurzer Zeit aus der Firma wieder aus.
 

Die Familie Steiger bei Gartenarbeiten in Söflingen um 1910. Stehend v. l. Walther, Robert, Ulrich jun. und Otto. Sitzend: Mutter Maria und Vater Ulrich sen.

Ulrich Steiger sen. (*10.04.1837 - † 22.01.1921), heiratete am 17. Juni 1866 Maria Stetter (*15.02.1847 - † 29.05.1920), sie war die Tochter des Ziegeleibesitzers Stetter aus der Gemeinde Wain im damaligen Oberamt Laupheim. Bis zu seinem Tode besaß Ulrich Steiger die deutsche und die schweizerische Staatsbürgerschaft.

 

Aus der Ehe von Ulrich und Maria Steiger gingen elf Kinder hervor. Fünf Mädchen und ein Junge starben frühzeitig. Die überlebenden fünf Söhne wurden auf die Namen Ulrich, Robert, Walther, Oskar und Otto getauft.

Maria Elisabeth 

Berta

Anna Maria Berta 

Eduard 

Fanny Emilie   

Alwine  
* 15. Januar 1867 - † 03. Februar 1867
* 11. Februar 1868 - † 01. Mai 1872
* 08. August 1873 - † 21. Januar 1888
* 23. April 1875 - † 05. Mai 1897
* 27. Oktober 1876 - † 11. April 1877
* 16. Mai 1880 – † 21 .Juli 1880

Der älteste Sohn, Johann Ulrich jun. geboren am 28. September 1870, war neben seinem Vater und August Deschler im Ulmer Betrieb als Geschäftsführer tätig. Er war verheiratet mit Sophie, geb. Glöckler, aus Söflingen. Beide hatten eine Tochter Maria, genannt "Mia", die später lange Jahre Aufsichtsratsvorsitzende bei Steiger & Deschler war. Ulrich jun. starb am 11. Mai 1934 in Ulm-Söflingen.

Der dritte Sohn, Jakob Robert Steiger, geboren am 3. Mai 1878, absolvierte nach der Realschule das Textil-Technikum in Reutlingen. Nach seiner Lehrzeit in der elterlichen Weberei in Söflingen verbrachte er mehrere Jahre in in- und ausländischen Spinnereien und Webereien als Textilpraktikant. Ab 1906 war er mit dem Ausbau der Zweigniederlassung in Krumbach betraut und als Geschäftsführer eingesetzt. Im Krumbacher Betrieb waren damals ungefähr 150 Personen beschäftigt. Robert Steiger war verheiratet mit Elsa, geb. Häge, und hatte drei Kinder. Er starb am 13. Februar 1951 in Krumbach, wo später eine Straße nach ihm benannt wurde.
Johann Georg Walther Steiger, der am 6. Dezember 1881 geboren wurde, studierte in der Schweiz Chemie. Danach war er im Alter von erst 23 Jahren im Österreich-Ungarischen Dugaresa, heute Republik Kroatien, als Leiter einer Färberei und Bleicherei tätig. Der spätere Burgriedener Firmeninhaber, heiratete im Jahr 1908 die aus Krumbach gebürtige Elsa Einsle. Sie stammte aus der Familie des Krumbacher Bürgermeisters und Weinhändlers Theodor Einsle. Aus der Ehe gingen vier Kinder hervor, zwei davon starben frühzeitig. Tochter Luise, geboren am 13. April 1911 in Burgrieden, starb am 7. November 1991. Sohn Walther Steiger jun. wurde am 22. Oktober 1915 ebenfalls in Burgrieden geboren. Er verstarb am 14. Oktober 1996 in Neu-Ulm. Walther Steiger senior starb am 07. November 1943 in Ulm.
Hans Oskar Steiger, geboren am 6. Juni 1883, fuhr zunächst zur See. Er wurde Kapitän und durch seine abenteuerlichen Seefahrten in maritimen Kreisen bekannt. In diversen Korrespondenzen und verschiedenen Dokumenten wird er später als Fabrikdirektor in Burgrieden erwähnt. Oskar Steiger heiratete erst spät, er hatte zwei Kinder und lebte nach 1945 in Bamberg, wo er am 07. Juli 1963 auch starb.
Friedrich Otto Steiger, geboren am 9. September 1885, betrieb eine große Tuchwarenhandlung in Langenau. Er heiratete 1913 Hedwig Häge (1890 – 1972) aus Langenau. Beide hatten eine Tochter Elfriede. Von seinen Schwiegereltern, Johann Georg und Marie Häge, hatte er das Geschäft übernommen. Die Gründung der Tuchwarenhandlung geht bis in Jahr 1577 zurück. Die Ehefrau von Otto, Hedwig und die Ehefrau seines Bruders Robert, Elsa (geb. 1886) waren Schwestern. Otto Steiger starb am 11. September 1933 in Langenau.