zurück zur Hauptseite
Die Geschichte des
Unimog 401
Pressebericht aus der
Schwäbischen Zeitung
vom 28.03.2018
Technische Daten:
Hersteller: |
Daimler-Benz AG Werk Gaggenau |
Erstzulassung: |
Am 11. August 1954 auf die Firma Simon H. Steiner Hopfen GmbH
Laupheim |
Leistung: |
25 PS bei 2350 U/min |
Motor: |
4 Zylinder Diesel, Mercedes OM 636 |
Max. km/h |
52 km/h |
Leergewicht: |
2150 kg |
Nutzlast: |
1000 kg |
Nebenantriebe: |
Zapfwelle hinten |
Sonderzubehör: |
Fahrerverdeck, Laderaumverdeck, Sitzbänke für die Ladefläche für sechs Personen
|
Zuglast: |
1./ 2. Gang – 40 Tonnen bei 3,5 / 6 km/h
3.
Gang – 25 Tonnen bei 11 km/h
4.
Gang – 14 Tonnen bei 20 km/h
5.
Gang – 9 Tonnen bei 32 km/h
6.
Gang – 6 Tonnen bei 50 km/h
|
Der
erste Besitzer, die Firma Simon H. Steiner in Laupheim
Geschichte der Firma Steiner
(Auszüge aus dem Referat von Yitzhak Heinrich Steiner, 2002)
Im oberschwäbischen Laupheim, es liegt 23 km südlich von Ulm,
befand sich eine der größten jüdischen Gemeinden in Süddeutschland. Im
Jahr 1724 siedelten hier zunächst vier jüdische Familien an, vier Jahre
später kamen weitere zehn jüdische Familien hinzu. Die Familien wurden
mittels eines Schutzvertrages durch den Ortsherrn Carl Damian von Welden
hier aufgenommen. Die Gemeinde wuchs stetig heran und in der Blütezeit
war jeder vierte Laupheimer jüdischen Glaubens.Bei
den ersten Familien war auch die von Victor Steiner und seiner Frau
Judith Jetle. Den neuen jüdischen Mitbürgern waren zunächst nur der
Handel und die Landwirtschaft gestattet. Das Recht ein Handwerk
auszuüben und auch der Grundbesitz blieb den christlichen Bürgern
vorbehalten. So waren einige jüdische Mitbürger als Händler und
Hausierer tätig. Die Familie Steiner mit ihren Nachkommen entwickelte
sich zu den einflussreichsten Familien von Laupheim.
Ein bedeutendes Jahr war 1845 für die Laupheimer Bürger: durch
Dekret des württembergischen Königs Wilhelm I. wurde die Stadt in den
Rang eines Bezirkshauptorts erhoben. Der seit 1838 amtierende
Ortsvorsteher Johann Gottfried BRIGEL hat damals in seiner
„Statistisch-geschichtlichen Beschreibung des Ortes Laupheim“ die durch
die Aufwertung des Ortes ausgelösten Bewegung und Begeisterung
beschrieben. Im gleichen Jahr wurde die Hopfenfirma Simon H. Steiner
gegründet - als gemeinsames Unternehmen von Heinrich Steiner (1794 - 1884)
und seinem Sohn Simon Heinrich (1825 - 1910). Es wird überliefert, dass
Heinrich Steiner schon vor der Gründung der Firma mit Hopfen gehandelt
hat.
Auf dem Ölgemälde von Karl
Winghardt ist das Hopfenmagazin aus dem Jahr 1906 bzw. 1926 abgebildet. Im
Hintergrund das Schloss-Groß-Laupheim, welches auch in Besitz der Familie
Steiner.
Um die Mitte
des 19. Jahrhunderts zählte der Hopfenbau in Laupheim zu den üblichen
landwirtschaftlichen Produkten neben Getreide, Kartoffeln, Raps, Flachs,
Wicken und Klee. Überlieferte Namen von Gebäuden und Wegen erinnern noch
heute an diese Zeit. Im Jahre 1869/70 gab es aber in Laupheim nur noch
etwa 4 Morgen Hopfengärten, und gegen Ende des Jahrhunderts kam der
Anbau ganz zum Erliegen. Dennoch wird berichtet, dass die Stadt im Jahre
1884 ein neues Hopfenhaus errichtete, welches sich freilich in kürzester
Zeit als Fehlinvestition erwies. Der Handel mit Hopfen hatte allerdings
länger Bestand, wie die 1845 von Sohn und Vater gegründete Firma „Simon
H. Steiner, Hopfen“ beweist. Zwei weitere, zu jener Zeit gegründete
Geschäfte von anderen Gliedern der Familie Steiner waren 1859 die
Werkzeugfabrik von Josef Steiner (1803 – 1874, Bruder von Heinrich
Steiner) und die Gerberei, später Lederfabrik, von Leopold Heinrich
Steiner (1834 – 1904), einem seiner Söhne. Gemäß einem zeitgenössischen
Chronisten scheint der Laupheimer Hopfenhandel gegen Ende des
Jahrhunderts stark floriert zu haben:
„Umso
schwungvoller wird der Hopfenhandel betrieben. Tausende von Zentnern
jeder Art von diesem Artikel werden jährlich ein- und ausgeführt und
nach allen Himmelsrichtungen vertrieben, bald in einzelnen Ballen bald
in den größtmöglichen Wagenladungen, nachdem solche in den großen
Magazinen sortiert und geschönt werden. Hierher gehören die Firmen:
Louis und Lazarus Loewenthal, Sim. Heinrich Steiner, Louis Regensteiner
und Sontheimer."
Zur Zeit des
Aufstiegs des nationalsozialistischen Regimes war mein Vater Helmut Steiner das
einzige jüdische Familienmitglied in der Firma in Laupheim. Ich selber (geboren
1931) kann mich an unser Haus an der König-WilhelmStrasse 6, gleich hinter dem Rathaus, und an einzelne
Begebenheiten aus meinen ersten Lebensjahren in Laupheim erinnern. Im
Februar 1936 übersiedelte er mit seiner Familie nach St. Gallen
(Schweiz), von wo meine Mutter herstammte. Bis dahin glaubte er, wie
viele andere deutsche Juden, Hitler sei eine vorübergehende Erscheinung.
Die kommenden Ereignisse gaben aber seiner Entscheidung Recht: 1937
starb sein Vater Simon im Gefängnis nach einem durch Denunziation
angestrengten Prozess, 1938 wurden die Laupheimer Firmen
zwangsliquidiert, und 1939 brach bekanntlich der 2.Weltkrieg aus.
Vorher gelang es noch den damaligen Inhabern
der beiden Firmen Sam und Julius, die beide Amerikaner waren, die
flüssigen Mittel des Geschäfts nach Amerika zu transferieren. Dies
geschah, indem man die Laupheimer Hopfenlieferungen nicht mehr
bezahlte. Auf dem Briefkopf der Laupheimer Firma war schon früher die
Marke mit dem Davidstern abgeändert worden. Aus den Korrespondenzen
jener Jahre sind die erlittenen Ängste, Aufregungen und Enttäuschungen
deutlich ersichtlich.
Kurz nach seiner
Übersiedelung in die Schweiz gründete Helmut zusammen mit Sam und Julius
die Firma Hopfen Import und Export St. Gallen, GmbH. In einer
öffentlichen Urkunde der Stadtkanzlei St. Gallen vom 26. August 1938
wurde festgehalten, dass „der neutrale Firmenname gewählt (wurde) mit
Rücksicht auf die seit über 90 Jahren in Laupheim bestehende Firma Simon
H. Steiner, Hopfen GmbH und besonders auch darauf, dass eine
Eingliederung der St. Galler Firma als Filiale Laupheim nicht in Frage
kam. Ein Jahr später begann der Krieg. Helmut weigerte sich, mit
Deutschland oder den besetzten Ländern Geschäfte zu machen, obwohl es
ihm von der Schweiz her im Prinzip möglich gewesen wäre. Auch eine
Einfuhr von amerikanischen Hopfen in die Schweiz war unmöglich, wie
überhaupt der Export von europäischem Hopfen nach Übersee total zum
Erliegen kam. Anderseits wuchs der Umsatz der New Yorker Firma mit
amerikanischem Hopfen gewaltig an, und im Nordwesten der Staaten wurden
zwei weitere Hopfenfarmen erworben. In dieser Hinsicht ähnelte die
Situation derjenigen des 1. Weltkrieges. Durch eine enge Zusammenarbeit
mit der jüdischen, aus Fürth geflohenen Familie Landmann ermöglichte
S.S.Steiner, der größte Hopfenlieferant in ganz Südamerika zu werden.
Auf den
beiden Bildern ist das Hopfenmagazin in der Steinerstraße abgebildet.
Jeweils mit an- und abfahrenden Fuhrwerken.
Die Zeit nach dem Krieg war geprägt durch
eine Wachablösung in New York, den Wiederaufbau der Simon H. Steiner
Hopfen GmbH in Laupheim, und die Entwicklung der St. Galler Firma. Diese
bediente die Schweizer Kundschaft und knüpfte die alten Kontakte zu der
Tschechoslovakei (Saaz) und zu Jugoslavien (Steiermark und Backa) wieder
an. Sam Steiner zog sich vom aktiven Geschäft zurück und übergab seine
Anteile an den drei Firmen seiner Tochter Elinor Gimbel. Sie und Julius
bevollmächtigten Helmut, den Leiter der St. Galler Firma, das Geschäft
in Laupheim wiederaufzubauen. Als Helmut nach Kriegsende zum ersten Mal
nach Laupheim kam, fand er die Firma auf dem Nullpunkt. Mit ein paar
Reichsmark, die sich in der Kasse befanden, und unter Mitarbeit von zwei
ehemaligen, bewährten Angestellten (Karl Haid und Josef Schönle) nahm er
die schier unüberwindliche Aufgabe in Angriff. Die Gebäude, Maschinen
und das Hopfengut mussten instand gestellt werden, Kunden neu geworben,
Bankverbindungen neu angeknüpft werden. Dabei waren ihm ehemalige
Freunde in Stuttgart (die Wirtschafts- und Steuerprüferfirma Ott, der
zeitweilige Ministerpräsident Reinhold Maier, der Buchhändler Konrad
Wittwer) sowie die neu erworbenen guten Beziehungen zu den Behörden der
amerikanischen Besetzungsmacht eine erhebliche Hilfe. Die Verfahren zur
Rückerstattung und Wiedergutmachung wurden von der Anwälten Drs.
Offtermatt aus Ravensburg geführt, mit denen sich eine enge Freundschaft
entwickelte.
Langsam aber
stetig entwickelte sich das Laupheimer Geschäft. Jede Reise, jeder
Versand war mit bürokratischen Schwierigkeiten verbunden:
Devisenvorschriften, Ein- und Ausfuhrprobleme, Beschaffung der
täglichen Notwendigkeiten für den Betrieb und die Angestellten. Um die
Laupheimer Trocknungs- und Verpackungsanlagen auf den neuesten Stand zu
bringen und die Gebäude zu renovieren, mussten von den Inhabern der
Firma (Elinor Gimbel und Julius Steiner) zusätzliche Geldmittel
eingebracht werden. In den 60er Jahren war eine weitere Kapitalspritze
nötig, um in Laupheim eine Anlage zur Hopfenextraktion zu errichten.
Das Gebiet der Hopfenveredlung war Neuland und wurde von Helmut Steiner
und Karl Haid zielbewusst vorangetrieben. Die Anlage, in einem neu
erstellten Gebäude an der Ulmer-Straße, kam 1965 unter der technischen
Leitung von Rolf Emmerich in Betrieb. Auch in den USA wurden
verschiedene Methoden der Extraktion untersucht, und die Firma
beteiligte sich an einer großen Anlage (HECA d.h Hops Extract Corp. of
America, in Yakima). Gleichzeitig wurde eine neue Generation von
leitenden Angestellten herangezogen: Philip Wolfman und Amos Zucchi bei
S.S.Steiner, Inc., Werner Sellmer in Laupheim, und Arthur Buschor in St.
Gallen. In New York wurden neue und größere Büros an der Madison Avenue
Nr.655 bezogen.
Der Erwerb des ersten Unimog 401
In den Jahren
nach dem Krieg wurde bei der Firma Steiner in den Maschinenpark
investiert. In den Jahren zuvor war auch der Betrieb durch den Krieg
ausgelaugt worden. So war auch der Fahrzeugbestand praktisch nicht
vorhanden. Der
damalige Geschäftsführer Helmut Steiner, kümmerte sich um die
Aufstockung des Fuhrparks. Es war Bedarf an einem Fahrzeug welches in
der Lage war große Anhänger zu ziehen. Denn der Hopfen wurde in riesigen
Säcken (2,5 m hoch 1,20 Durchmesser) am Laupheimer Güterbahnhof
angeliefert. Hier waren es unter Umständen gleich mehrere Wagons deren
Ladung ins Hopfenmagazin transportiert werden musste.
Ein
überlanger Pritschenwagen mit hohen Rungen vorn und hinten war das
Transportmittel. Als Zugmaschine kam hier nur der Unimog 401 in Frage.
Am
11. August 1954 wurde der Unimog 401 mit dem Kennzeichen
FW- 04-7850
(FW für französisch Württemberg) und später mit Biberacher Kennzeichen
BC-D 467
auf die Firma Simon. H. Steiner zugelassen.
Die Beschäftigten der Firma Steiner
als Mitarbeiter zu bezeichnen ist nicht korrekt, es waren eher
Familienangehörige. So innig war deren Loyalität und Verbundenheit zur
Firma. Entsprechend wurde auch der Maschinenpark gepflegt, als wäre der
Unimog ein persönliches Eigentum, so wurde mit dem Fahrzeug umgegangen.
Der Unimog war ursprünglich in der Wagenfarbe Kieselgrau RAL 7032
ausgeliefert worden. Bei der Firma Steiner wurde der neue Unimog auf die
Firmenfarbe, ein Moosgrün RAL 7002, wie der Hopfen, um lackiert. An die
beiden Türen wurde der Schriftzug der Firma per Schablone aufgebracht.
Übrigens, die Schablone für den Schriftzug existiert noch.
Das im Erdgeschoss befahrbar Hopfenmagazin
hatte eine lichte Höhe von nur 2,20 Metern, so war die Beschaffung des
Unimog mit zu öffnenden Verdeck ideal. Der Unimog wurde mit Sitzbänken
auf der Ladefläche ausgerüstet. Denn es mussten die Mitarbeiter zum Entladen der
Güterwagons zum Bahnhof verbracht und auch geholt werden. Ob bei der
ersten Auslieferung auch ein Verdeck für die Ladepritsche dabei war, ist
nicht bekannt.
Alfons Münst, ein ehemaliger Mitarbeiter
erinnert sich.
Alfons Münst
berichtete, dass er nach der Ausbildung zum Landwirt zunächst bei der
Firma Steiner in der Landwirtschaft beschäftigt war. Er war es auch, der
den Unimog in Gaggenau abholen durfte.
Neben dem
Hopfenhandel bewirtschaftete die Firma Steiner auch noch 60 Morgen (15
Hektar) Ackerland. Hier wurde der Unimog für weitere Transportaufgaben
eingesetzt. Für die Bewirtschaftung des Ackerlandes wurde jedoch ein
amerikanischer Traktor eingesetzt.
Herr Münst
berichtet, dass er oft mit zwei Anhängern beladen ins 86 km entfernte
Siggenweiler bei Tettnang fahren musste. In Siggenweiler war ein
weiterer Betrieb der Firma Steiner. Hier wurden die landwirtschaftlichen
Erzeugnisse aus Laupheim vermarktet. Der
Unimog 401 wurde 1969 durch einen Typ 421 ersetzt. Obwohl dieser neue
Unimog 50 PS
hatte, war dessen Zuleitung nicht viel besser als beim 401. Dies lässt
sich durch die großere Getriebeübersetzungen des 421er erklären.
Der Unimog 401 wechselt den Besitzer.
Der Unimog 401
war bis 1969 im Einsatz. Der Fahrzeugpark wurde wiederum erweiterter.
Der Unimog 401 wurde durch einen moderneren Unimog 421 ersetzt. Der
421er hatte ebenfalls ein Verdeck. Jedoch wurde kurze Zeit später ein
Mercedes-LKW LP 1113 mit großvolumiger Ladefläche angeschafft. So wurde
der Unimog 421 nur noch in der Landwirtschaft wenig gebraucht.
Der
Unimog 401 wurde an den Landwirt Hans Metzger in Voggenreute bei
Ingoldingen im Landkreis Biberach verkauft. Die Ummeldung erfolgte am
22. Juli 1969. In
der Landwirtschaft wurde der Unimog eingesetzt und musste arbeiten,
jedoch hatte sein neuer Herr ebenfalls einen pfleglichen Umgang mit dem
Unimog.
Der Unimog verblieb 41 Jahre in Voggenreute.
Als das Fahrzeug nach über vierzig Jahren den Besitzer wechselte war
immer noch der Schriftzug an den Türen der Firma Simon H. Steiner. In
den letzten Jahren in Voggenreute hatte der Zustand dann doch gelitten.
Es
waren noch ein bislang unbekannter weiterer Unimogfan in Besitz des 401.
Der Schritt zwischen Ausschlachten und Verschrotten stand kurz bevor.
Im Jahr 2010
wechselte erneut der Besitzer. Der Unimog wurde wieder in die Nähe
seiner ersten Heimat verkauft. Der neue Besitzer, Otmar Götz ein
passionierter Unimog Liebhaber entdeckte den mittlerweile geschundenen
Unimog 401 bei dem Bauern. Er erkannte die Seele und die Patina der
alten Zugmaschine und setzte diesen technisch vorzüglich in Gang.
Restauriert wurde der Unimog nie, nur repariert, so betonte er es. So
ist nun auch der einzigartige originale Zustand erhalten geblieben.
Im August 2017, fast genau nach 63 Jahren der
ersten Zulassung wurde der Unimog 401 an den vierten Halter verkauft.
Pressebericht aus der Schwäbischen Zeitung vom 28.03.2018
Verbindung zur Firma Steiner.
Der vierte
Besitzer des Unimog ist auch der Autor dieses Berichtes. Mein Vater
arbeitete mehrere Jahrzehnte bei der Firma Steiner und unsere Familie
bezog im Sommer 1975 eine Betriebswohnung in der unmittelbaren
Nachbarschaft der Firmenverwaltung und des Hopfenmagazins. In dieser
Wohnung wohnte ich fast genau 20 Jahre. So bin ich mit der Firma
aufgewachsen, mit dem ständigen Geruch des Hopfens in der Nase.
Das Hopfenmagazin war für die Familien der
Betriebsangehörigen zugänglich. So parkte zunächst das Kettcar, dann das
Fahrrad und Mofa und letztendlich mein Auto und Motorrad im
Hofenmagazin. Alles was im Lagerhaus stand war vom intensiven
Hopfengeruch markiert. Als ich damals immer das Hopfenmagazin betrat,
war ich fasziniert vom ruhenden Unimog 421, der mit moosgrünen Farbe und
den großen roten Rädern fast ladenneu da stand.
In den Jahren
um 1990 wurde der Firmensitz in Laupheim aufgegeben und nach Mainburg in
der bayerischen Hallertau verlagert. Dieser effiziente Schritt war für
das Fortbestehen der Firma notwendig geworden. In Laupheim wurden
bereits zuvor Produktionszweige dorthin verlagert und in den Jahren vor
dem Umzug war kein Hopfensack mehr hier angekommen.
Der gesamte
Gebäudekomplex, welcher ein Straßenquartier umfasste wurde veräußert und
das Denkmal-Geschütze Hopfenmagazingebäude wurde letztendlich
abgerissen. Neue zeitgenössische Wohngebäude entstanden. Als letztes
Souvenir des Hopfenmagazins durfte ich vier der sechs Fenstergitter vom
Erdgeschoss demontieren.
Diese
Fenstergitter befinden sich heute an meinem Wohngebäude und der Garage
in welcher der Unimog nun steht, wenn es was zum Schrauben gibt. Bereits
vor rund 50 Jahren stand der Unimog 401 hinter diesen Fenstergittern. Als
Garage steht der Unimog nun in seiner eigenen standesgemäßen Hütte, wie
auf den folgenden Bilder zu sehen ist.
Erinnerung an meinen Onkel
Als kurz nach dem Erwerb die elektrische
Anlage im Unimog 401 repariert wurde, erzählte der Vorbesitzer Otmar
Götz, dass vor ein paar Jahren ein Freund und Kollege die Elektrik
notdürftig repariert hatte. Jedoch hatte sein Freund vor die Elektrik
grundlegend instand zu setzten. Otmar Götz besorgte das Material und der
Reparaturtermin sollte vereinbart werden. Die
Todesnachricht, dass sein Freund und Kollege überraschen verstoben ist
war ein Schock. Wie sich herausstellte war dieser Freund und Kollege
mein Onkel Karl Häußler der am Pfingstmontag 2012 verstarb.
Bilder
vom Unimog
>>>
VORGLÜHEN UND ANLASSEN <<<
Der Unimog 401
in ehrenhaften Einsatz.
Am Sonntag den 03. Dezember 2017 wurde in der jüdischen Gemeinde Ulm
eine neue Tora-Rolle in die Synagoge eingebracht. Sie wird von Hand
geschrieben. Mit Gänsefederkiel und Tinte auf Pergament, also Tierhaut.
Vorzugsweise der von koscheren Tieren wie Kühen, Ziegen oder Schafen.
Ungefähr ein Jahr lang arbeitet ein Sofer, so heißen in Israel die
ausgebildeten Schreiber für kunstvolle Handschrift, an einem Exemplar.
Im Ort Migdal Ha-Emek, in der Nähe von Nazareth, entsteht gerade die
neue Tora-Rolle für die jüdische Gemeinde von Ulm.
Möglich
gemacht hat die Anschaffung ein Spendenaufruf, den Rabbiner Shneur
Trebnik und OB Gunter Czisch im Dezember 2016 gestartet hatten. Die
jüdische Gemeinde hatte zunächst selbst gesammelt, doch die Anschaffung
war zu teuer für die knapp 500 Mitglieder umfassende
Religionsgemeinschaft. Denn eine solche Rolle kostet rund 40.000 Euro.
Den Großteil der Summe macht der Jahreslohn für den Schreiber aus, der
Rest entfällt auf das Material: knapp 40 Meter Pergament (mit einer Höhe
von rund 50 Zentimetern), das Holz der Stäbe, silberne Verzierungen und
eine Hülle, die das kostbare Stück schützt und schön bestickt ist.
Rabbiner Trebnik freut sich, dass die Finanzierung inwischen steht.
In den Spenden der nicht-jüdischen Personen sieht er „eine neue
Gemeinsamkeit der Ulmer zur jüdischen Gemeinde: Dann bleibt die
Verbindung nicht in der Vergangenheit verhaftet, wie beim jährlichen
Gedenken am 9. November auf dem Weinhof, sondern sie besteht auch in der
Gegenwart“, erklärt der Rabbiner.
Das Einbringen der neuen Tora
ist ein großes Fest der Gemeinde und wird mit einem kleinen Umzug durch
die Stadt begleitet. Weil es im Judentum üblich ist, sich bei freudigen
Anlässen auch trauriger Ereignisse zu erinnern, sprach Abraham Lehrer
vom Zentralrat der Juden die jüngsten Beschädigungen an der Synagoge an,
die er als „Anschlagsserie“ bezeichnete. „Ob das Vandalismus war oder
Antisemitismus, ist gleichgültig.“ Tatsache sei allerdings, dass
Menschen nicht davor zurückschrecken würden, Hand an eine Synagoge zu
legen.
„Antisemitismus ist in allen Gesellschaftsschichten zu finden“,
mahnte Lehrer. „Es sind nicht nur die glatzköpfigen Männer in
Springerstiefeln, das wäre zu einfach.“ Der Aufstieg
rechtspopulistischer Parteien wie der AfD speise sich gerade aus der
Mitte der Gesellschaft, entlang derer man sich orientiere, die aber
nicht unverrückbar sei. In Ulm solle nun die Tora als Licht für den
richtigen Weg dienen.
Auch Staatssekretär Martin Jäger erinnerte an die „antisemitischen
Vorfälle“ an der Synagoge. Er lobte Polizei und Stadt, die schnell
reagiert hätten, und forderte: „Wir sind alle in der Pflicht, die
jüdische Gemeinde nie wieder alleine zu lassen.“ Oberbürgermeister
Gunter Czisch mahnte, Haltung zu zeigen: ob gegenüber „Dumpfbacken“ wie
jenen, die die Synagoge beschädigt hatten, oder verräterischer Sprache
gegenüber. Ulm solle Heimat für alle sein. Die jüdische Gemeinde belebe
die Stadt und habe sich zum Motor entwickelt. „Wenn wir diesen Weg
gemeinsam beschreiten, ist jüdisches Leben wieder Normalität in unserer
Stadt.“
Vom Rathaus zur Synagoge
In einem feierlichen Umzug mit Tanz und
Gesang brachten die jüdische Gemeinde Ulms und viele Rabbiner aus ganz
Deutschland die neue Tora-Rolle am Sonntagnachmittag in das
Gemeindezentrum am Weinhof. Natürlich nicht, bevor sie im Rathaus
vollendet wurde. Während Jakubowski, Jäger, Czisch und Lehrer dabei
jeweils neben Rabbiner Ginzburg saßen, schrieb Rabbi Shneur Trebnik
selbst den letzten Buchstaben des letzten Wortes der Tora: „Israel.“
Begleitet bzw. angeführt wurde der Umzug
durch den Unimog 401. Auf der Ladefläche waren die Lautsprecher für die
Musik.
Bilder vom Frühjahr 2021
zurück zur Hauptseite